Marcel Renz
Journalist, Inklusionsblogger und Referent
Ich bin grundsätzlich jemand, der in allem etwas Positives sieht und der bei der Arbeit sowie in der Freizeit an die Grenzen geht, wenn es sein muss. Ansonsten versuche ich, meine Arbeit bestmöglich zu erledigen, und wenn ich etwas anfange, möchte ich es auch richtig gut machen. Man könnte mich einen Perfektionisten nennen. Es macht mir Freude, über Themen, zu denen ich aus meiner Erfahrung heraus etwas sagen kann, zu referieren und es ist mir wichtig, den Menschen über meinen Blog etwas mitzugeben und Brücken zu bauen. Verständnis zwischen Menschen mit und ohne Handicap zu schaffen war einer der Hauptgründe, um vor acht Jahren meinen Blog anzufangen.
Ausgleich zwischen den Menschen zu schaffen, war schon immer mein Herzensanliegen. Ich bin meistens diplomatisch, ganz gut im Vermitteln und sehr verständnisvoll. Ich bin schon immer ein Mensch gewesen, der die Mitte sucht und gerne den Mittelweg geht. Man muss die Dinge immer von zwei Seiten sehen! Außerdem lerne ich gerne von anderen Menschen, denn man muss immer offen sein für Neues und für Veränderungen. Stillstand ist Rückschritt. Ich bin unternehmungslustig und verbringe viel Zeit mit meiner Familie, meinen Freunden und Bekannten. Als kommunikativer Mensch habe ich glücklicherweise einen großen Freunde- und Bekanntenkreis.
Was Freunde und Familie über mich sagen
Sie halten mich wahrscheinlich für einen „verrückten“ Typen (im positiven Sinne), der sich nie unterkriegen lässt und immer weitermacht. Sie werden sagen, dass ich positiv denke, meine Mitmenschen so annehme wie sie sind, also immer das Gute in ihnen sehe und ihre Stärken erkenne. Viele halten mich für einen Workaholic und einen Kämpfer. Letzteres höre ich zwar nicht so gerne, weil es sich sehr auf die Behinderung bezieht, aber aus deren Sicht stimmt das wohl auch – und teilweise auch aus meiner. Ich kann schon echt viel aushalten, z.B. chronische Schmerzen, und trotzdem ziehe ich meine Vorhaben durch. Damit meine ich Projekte, die ich angefangen habe, Reisen, Grillen, und die Beschäftigung mit Themen, die mich interessieren. Irgendwie habe ich einfach immer etwas zu tun.
So sieht mein Tag aus
Normalerweise arbeite ich jeden Tag und habe zwischendurch Physio- oder Ergotherapie. Mit meinen Assistenten koche ich sehr gerne täglich etwas Frisches. Wenn es das Wetter erlaubt, halte ich mich draußen auf der Terrasse auf oder drehe im Wohnort eine Runde und treffe ich mich mit Freunden. Viel Zeit verbringe ich an meinem PC. Entweder arbeite ich, oder ich schaue mich in den Social Media um, informiere mich und lese. Gelegentlich kaufe ich auch online etwas ein. Mit Hilfe meiner Mundmaus und der Spracheingabe bin ich vollkommen eigenständig in meiner Welt und kann mich völlig barrierefrei bewegen. Als sehr strukturierter Menschen, plane ich gerne voraus.
Mit der Person würde ich gerne sprechen
Mit Barack Obama, weil er in meinen Augen ein charismatischer Politiker ist. Gerne würde ich auch einen erfolgreichen Sportler interviewen, weil es mich schon immer fasziniert hat, wie gut sich Sportler auf ein Ziel fokussieren können.
Das macht mir Mut
Es geht irgendwie immer weiter, und oft besser als zuvor. Es gibt auch immer eine Lösung und bei allem einen positiven Aspekt, selbst wenn etwas eigentlich negativ ist oder negativ scheint.
Mich motiviert Arbeit, das Gefühl, etwas zu schaffen und etwas zu erleben. Doch auch meine Familie, meine Freunde und meine Assistenzkräfte, mit denen ich sehr gerne mein Leben und meinen Alltag verbringe, spornen mich an. Ihre meist guten Ratschläge schätze ich sehr, vor allem aber die Tatsache, dass sie immer da sind, wenn ich sie besonders dringend brauche.
Wo steht die Pflege
In unserem Gesundheits- und Pflegesystem gefällt mir einiges nicht. Vor allem sehe ich es sehr kritisch, wenn mit der Versorgung kranker Menschen vorrangig Geld gemacht wird. Meiner Meinung nach sollte die Krankenhausversorgung nicht privat wie ein Wirtschaftsunternehmen, das Profit abwirft, funktionieren. Dass mit kranken und zu pflegenden Menschen z.T. überdurchschnittlich viel Geld verdient wird, zum Beispiel bei Hilfsmitteln und meiner Pflege, halte ich eigentlich für ein No-Go. Außerdem ist viel zu viel Bürokratie im Spiel und der Mensch, um den es geht, ist gar nicht so wichtig.
Der Stellenwert von guter Pflege sollte per se höher sein (eingeschlossen Verdienst und Arbeitsbedingungen). Pflege muss ein Thema sein, das für die Gesellschaft von großer Bedeutung ist und im Mittelpunkt steht. Diese Wertschätzung fehlt im Moment weitgehend. Kranke und pflegebedürftige Menschen dürfen nicht als reiner Kostenfaktor gesehen werden.
Allerdings ist die Gesundheits- und Pflegeversorgung in Deutschland auf einem hohen Niveau und alles eine Frage der Perspektive. In manch anderen Ländern, in denen es oftmals nur noch ums nackte Überleben geht, beneidet man uns zurecht.
Außerdem stelle ich in den letzten Jahren zunehmend fest, dass die Ärzte sehr viel mehr Wert auf Selbstbestimmung legen und uns Betroffene sehr viel ernster nehmen. Sie beziehen unsere Sicht der Dinge und Erfahrungen immer mehr mit ein. Die Kommunikation miteinander ist zunehmend respektvoll und auf gleicher Augenhöhe. Wo das noch nicht stattfindet, müssen wir es einfordern.
Mehr zu Marcel: marcel-gibtgas.de/